Generationenwechsel im Vorstand der Raiffeisenbank Steingaden

Ein Urgestein der regionalen Bankenlandschaft wechselt nach 46 Jahren Dienstzeit zum ersten April 2021 in den wohlverdienten Ruhestand: Ludwig Bergbauer – Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Steingaden.

Die Laufbahn des gebürtigen Rottenbuchers startete 1974 mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann bei der örtlichen Raiffeisenbank. Zehn Jahre später wurde er zum Geschäftsleiter, sprich zum Chef, der Bank ernannt. Seit der Fusion mit der Raiffeisenbank Steingaden 1992 ist Ludwig Bergbauer als Genossenschafts-Vorstand bis heute Dreh- und Angelpunkt für seine Mitarbeiter und Kunden. Meilensteine in seinen insgesamt fast vier Jahrzehnten als Chef waren unter anderem die Fusions-Ablehnung der Mitglieder mit der Raiffeisenbank Pfaffenwinkel (2006) und der Neubau des Lagerhauses in Steingaden (2017).

„In meinen 46 Berufsjahren hat sich das Bankgeschäft durch die technologische Entwicklung unglaublich verändert. Früher waren eine Schreib- und eine Rechenmaschine die wichtigsten Werkzeuge. Heute geht ohne Computer und digitale Vernetzung absolut nichts mehr“, erzählt Bergbauer, der bei Neuerungen in der Datenverarbeitung aber immer sehr früh mit dabei war (beispielsweise: Buchungsautomaten Ende der 70er, erste PCs Mitte der 80er, erste Geldautomaten Ende der 80er). Lief früher noch vieles in Handarbeit, haben die regulatorischen Anforderungen in den letzten 20 Jahren massiv zugenommen. So werde die Raiffeisenbank Steingaden mit ihren sieben Geschäftsstellen und zwei Lagerhäusern wie eine Großbank behandelt.

„Positiv hat mich jedoch trotz aller Globalisierung immer unsere Nähe, unser Kontakt zu unseren Kunden und Mitgliedern gestimmt. Als Vorstand war mir immer wichtig, dass unsere Mitarbeiter eine vertrauensvolle und ehrliche Beziehung zu ihren Kunden aufbauen können. Bei mir gab es von Anfang an keinen Druck, irgendwelche Bankprodukte zu verkaufen, obwohl die gar nicht passen“, spricht er mit Stolz über seine berufliche Priorisierung. Privat möchte er nun seine Programmierkenntnisse auffrischen, lesen, die Zeit mit seinem Hund genießen und die nähere Umgebung mit Roller oder E-Bike erkunden. „Ansonsten erst mal schauen und nicht gleich den ganzen Tag verplanen“, freut sich Bergbauer auf die freie Zeit ohne Termine.

In seine Fußstapfen tritt ebenfalls ein Gewächs dieser Genossenschaftsbank: Thomas Hipp (34 Jahre alt, verheiratet). Nach seiner Ausbildung vor 18 Jahren sammelte er in der Filiale in Wildsteig erste Erfahrungen als Privatkundenberater. Mit 21 Jahren übernahm er die Leitung in Bad Bayersoien und betreute dort Privat- und Firmenkunden. Ende 2012 wurde er Leiter der Firmenkundenabteilung. 2017 übertrug man ihm die Verantwortung für den sogenannten Marktbereich, also das gesamte "Kundengeschäft" der Bank. In diesem Zuge wurde er auch zum Prokuristen ernannt. Durch diverse Studiengänge des BankCollegs qualifizierte er sich schließlich als diplomierter Bankbetriebswirt für das Vorstandsamt.

„Ich habe es schon immer als Privileg empfunden, in dem Ort, in dem ich aufgewachsen bin, auch arbeiten zu dürfen“, ist Hipp dankbar. Als Vorstand möchte er die Linie von Ludwig Bergbauer weiterfahren und seinen Mitarbeitern keinen Verkaufsdruck aufbürden. „Unsere Kunden sollen nach ihren Zielen und Wünschen beraten werden und sie schätzen es auch sehr, dass sie bei uns noch einen konstanten persönlichen Ansprechpartner haben, der direkt für sie erreichbar ist – ohne CallCenter“, freut sich Hipp. „Dass es sowas heutzutage noch gibt" – bekämen sie oft von Neukunden zu hören. „Auch die Entscheidung zum Erhalt des Warengeschäfts vor Ort, mit dem Neubau unserer beiden Lagerhäuser in Steingaden und Böbing, ist sicherlich ein Alleinstellungsmerkmal unserer Genossenschaft“, kennt Hipp die Vorteile. „Ich möchte die Philosophie unserer "Familienbank vor Ort" so lange wie möglich für unsere Mitarbeiter und Kunden erhalten. Ich glaube in der heutigen Zeit ist Beständigkeit ein viel zu seltenes Gut. Doch genau darin liegt seit über 125 Jahren die Stärke unserer Genossenschaft“, spricht Hipp über seine Motivation.

Auch der nächste Vorstandswechsel steht schon vor der Tür. Anton Weiß, der weitere Vorstand der Raiffeisenbank Steingaden, verabschiedet sich zum Jahreswechsel 2021/22 von seiner fast 40-jährigen Wirkungsstätte. Seine Ausbildung zum Bankkaufmann absolvierte er im Jahr 1973 bei der Bayerischen Landesbank in München. Nach seiner Tätigkeit dort wechselte der gebürtige Steingadener 1982 zunächst als Innenrevisor zur Kreditgenossenschaft in seinem Heimatort. Im Jahr 2002 wurde er in den Vorstand der Raiffeisenbank Steingaden berufen und bildete mit Ludwig Bergbauer seit rund 20 Jahren die Doppelspitze der Heimatbank. Die beiden Chefs waren ein eingespieltes Team. Mit der kommenden freien Zeit weiß er aber schon etwas anzufangen: Bücher lesen, Berg- und Radtouren unternehmen und mehr im Garten (Gemüseanbau) arbeiten. „Vielleicht werde ich auch eine soziale Aufgabe übernehmen“, ist Anton Weiß offen für die Zukunft.

Auch sein Nachfolger steht schon fest: Dominic Lauter (40 Jahre alt, verheiratet, drei Kinder) aus Lechbruck, aufgewachsen in Marktoberdorf. Er ist Diplom-Kaufmann und absolvierte sein betriebswirtschaftliches Studium an den Universitäten Bayreuth, Eichstätt-Ingolstadt und an der Lincoln University in Christchurch/Neuseeland. Nach seinem Studium arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Finanzwissenschaft in Ingolstadt, bevor er im Jahr 2009 in den Prüfungsdienst des Genossenschaftsverbands Bayern eintrat. Im Rahmen seiner Prüferlaufbahn hatte er erste Berührungspunkte mit der Raiffeisenbank Steingaden. 2018 wechselte er zur Raiffeisenbank Stauden – zuerst als Prokurist und seit Januar 2020 als Vorstand. Auf seinen Wechsel zur Raiffeisenbank Steingaden angesprochen, sagt Lauter: „Ich freue mich sehr auf meine kommende Aufgabe. Ich bin aus der Region und sehe es als absolutes Privileg, hier mit meiner Familie leben zu dürfen. Durch meine künftige verantwortungsvolle Tätigkeit in der Raiffeisenbank Steingaden kann ich mich noch weiter für unsere Region engagieren und möchte ihr möglichst viel zurückgeben. Ich bin ein absoluter Verfechter der genossenschaftlichen Idee und arbeite mit Leib und Seele für die Genossenschaftsorganisation."

„Wir sind sehr froh, dass wir den kompletten Generationenwechsel mit so kompetenten Bankern vollziehen können. Die beiden neuen Vorstände stehen voll und ganz zu unserer Geschäftsphilosophie und setzen den erfolgreichen Weg unserer mittelständischen, regionalen Kreditgenossenschaft fort“, kommentiert der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende Josef Taffertshofer die künftige Entwicklung. „Morgen kann kommen!“, beschreibt Ludwig Bergbauer abschließend die Stimmung in der Geschäftsleitung und bei den Mitarbeitern. Für über 30 Jahre Vorstands- beziehungsweise Geschäftsleitertätigkeit überreichte Thomas Hipp dem scheidenden Vorstandsvorsitzenden Ludwig Bergbauer an seinem letzten Arbeitstag die goldene Ehrennadel des Genossenschaftsverbandes.

Berufliche Meilensteine von Ludwig Bergbauer

1984  Geschäftsleiter der damaligen Raiffeisenbank Rottenbuch eG

1992  Fertigstellung Wohn- und Geschäftshaus in Böbing

1992  Fusion mit der Raiffeisenbank Steingaden

1994 – 1998  Neubau bzw. Renovierung der Geschäftsstellen Steingaden, Wildsteig, Lechbruck, Prem, Rottenbuch

2006  Die Fusion mit der Raiffeisenbank Pfaffenwinkel wird von unseren Mitgliedern abgelehnt

2009  Entscheidung, das Warengeschäft auch in Zukunft zu betreiben

2012  Neubau Lagerhaus Böbing

2014  Umbau der Geschäftsstelle Bad Bayersoien  (Neubau war 1984)

2017  Neubau Lagerhaus Steingaden

2019  Anbau (Geschäftsräume) in Steingaden